So könnte der Vermehrungsgarten gerettet werden

Verfasst von Kornelia Stock am .
Foto: J. Lindemann, Silphien und Insekten

Den Vermehrungsgarten gibt es seit zehn Jahren in Hannover-Ricklingen. Auf der von der Stadt zur Verfügung gestellten Fläche ist ein im Rahmen der UN-Dekade für die biologische Vielfalt ausgezeichneter Garten entstanden. Mit ehrenamtlich engagierten BürgerInnen wurde der Garten aufgebaut und gepflegt. Hier werden verschiedene samenfeste und oft alte Gemüse- und Kräutersorten angebaut und vermehrt. Zwischenzeitlich sind dem Garten viele Sorten übergeben worden, die oft über hundert Jahren in Familien gepflegt wurden und deren Erhalt und Weiterbestehen uns nun Verpflichtung ist. Die Ergebnisse, Saatgut und besondere Pflanzen werden an Haus-, Klein- und BalkongärtnerInnen in der Stadt und Region weiter gegeben. Für interessierte BürgerInnen werden regelmäßig Führungen angeboten, bei dem sie etwas über biologisches Gärtnern, Vermehrung und Erhalt von besonderen Kulturpflanzen lernen können.

Dieses über die Jahre gewachsene und von vielen anerkannte Konzept ist nun in Gefahr.
Seit über fünf Jahren wissen wir, die am Ende des Gartens befindliche Brücke über die Beeke/Ihme muss erneuert werden und der Vermehrungsgarten wird dann auf einen Teil des Geländes verzichten. Auf diese Veränderung waren wir vorbereitet.

Nun gibt es eine neue Planung für die Sanierung der Ihme/Beeke-Brücke. Jetzt würden wir nicht nur einen Streifen am Südschnellweg, sondern auch Teile des Gemüselandes und mehrere Beete verlieren. Damit wäre es z.B. nicht mehr möglich den zweiten Folientunnel zu versetzen, die Existenz und der Weiterbetrieb des Vermehrungsgartens wäre in Gefahr. Diese Gefahr haben wir im Gespräch mit der Baubehörde deutlich gemacht. Der Vermehrungsgarten ist überrascht worden, auch weil wir nicht in das Informations- und Planfeststellungsverfahren eingebunden wurden. Die genaue Planung wird uns nur stückchenweise und eher zufällig mitgeteilt, der gesamte Plan ist noch nicht auf dem Tisch. Für einen kleinen Verein ist es schwierig auf diese Unklarheit und Bedrohung  zu reagieren.

Wir haben jetzt für ein zweites Treffen mit der Straßenbaubehörde unsere Vorstellung und Forderungen für die Lösung des Konfliktes vorgestellt. Unser Ziel ist es den Garten, als umgrenzten und geschützten Raum weiter betreiben zu können. Dazu müssen die Grenzen gemäß dem ursprünglichen Plan von 2019 festgelegt werden. Damit wäre der Wegfall von Gemüseland vom Tisch und es gäbe Platz für eine Versetzung des zweiten Folientunnels. Die Dauer der Baumaßnahme wird neu mit 8 – 10 Jahren veranschlagt. Ein Teil der beanspruchten Fläche würde uns dann zurückgegeben. Der Boden, der dann zurückgegeben würde, wäre nicht mehr als Gemüseland zu nutzen. 
Darum verzichten wir auf eine Rückgabe nach Ende der Bautätigkeit. Wie schon 2019 gesagt und uns zugesagt, brauchen wir für die Veränderung einen Vorlauf von mindestens einer Gartensaison. Wir müssen den Vermehrungsgarten neu planen und zum Teil konzipieren, zudem ist die Umsetzung von Pflanzen und Bauwerken nicht schnell zu machen. Deshalb kann mit der Baustelle frühestens im Herbst 2025/ Frühjahr 2026 begonnen werden. Dazu muss dann ein endgültiger Zaun gezogen werden, der Vermehrungsgarten würde ein neues Tor und einen neuen Eingang bekommen. Der Vermehrungsgarten würde damit kleiner, könnte aber erhalten bleiben und wir könnten unsere wichtige Arbeit fortsetzen.

Bisher hat sich die Straßenbaubehörde noch nicht endgültig zu unseren Vorstellungen und Vorschlägen geäußert.

Der Vermehrungsgarten hat in seinem zehntes Jahr in Ricklingen erfolgreich gearbeitet – nun geht er Mitte November in die wohlverdiente Winterpause.
Zur Saatgutbörse „Säen Sie sich das mal an!“ am 16. Februar 2025 in der Schwanenburg in Hannover-Limmer laden wir rechtzeitig ein.
Im nächsten Jahr freuen wir uns über weitere ehrenamtlich Aktive für die Gartenarbeit.
Für den Vermehrungsgarten Hannover e.V.
Kornelia Stock