Die erste Saatgutbörse "Säen Sie sich das mal an!" liegt hinter uns, die zweite steht kurz bevor.
Auch wenn eine Fehlinformation der HAZ etwas für Verwirrung gesorgt hat, diese hatte die Veranstaltung schon für Samstag angekündigt, haben sich die meisten Besucher nicht irritieren lassen und sind am Sonntag gekommen.
Über die gesamte Zeit kamen über 400 BesucherInnen, aus Hannover, der Region, aber auch aus Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen, haben fast zwanzig Ehrenamtliche dafür gesorgt, dass das Programm stattfinden konnte, sich die BesucherInnen wohl gefühlt haben. Von den BesucherInnen kamen viele leckere Kuchen. Dafür und für die ehrenamtliche Arbeit am Sonntag an alle - vielen Dank.
Im Angebot war wieder Saatgut von verschiedenen Kulturen und Sorten, es gab Pflanzkartoffeln und Honig aus Hannover. Dazu gab es, wie immer, Informationen zu den Produkten, zum Anbau und zur Vermehrung der Sorten. Durch die Ausstellung der Bilder zu den verschiedenen Sorten war eine gute Information möglich und die Besucher konnten gezielter nach gewünschen Sorten fragen. Auch wenn einige etwas warten mussten, konnten die vielen Fragen beantwortet werden. In der oberen Ebene wurden die Filme "Der Saatengarten – neue Chance für alte Sorten" und "Verbotenes Gemüse" gezeigt und bereicherten inhaltlich die Veranstaltung.
Bei einem Schätzspiel im Restaurant war ein gutes Auge und etwas Mut gefragt, um zu schätzen, wieviele der kleinen Bohnen sich in dem Glas befanden. Hier wurden kurz vor Ende der Veranstaltung die Preise vergeben.
Nicht alle konnten zur Saatgutbörse kommen. Sie stellt eigentlich die einzige Möglichkeit im Frühjahr dar, Saatgut vom Vermehrungsgarten zu bekommen. Als kleine, regionale Initiative vergeben wir Saatgut nur direkt bei einigen Veranstaltungen hier in der Region. Für den Versand haben wir keine personellen Kapazitäten, zumal wir ab März auch wieder mit der Gartenarbeit beginnen. In diesem Frühjahr ist etwas anders: Es gibt
"Säen Sie sich das mal an! - die Zweite in 2017"
Im Rahmen der Ausstellung „Wir sind alle Zeugen - Menschen im Klimawandel“ gestaltet der Vermehrungsgarten Hannover von 14 – 18 Uhr den Nachmittag des 16. März 2017 in der Ada-und-Theodor-Lessing-Volkshochschule, Burgstr. 14, 30159 Hannover.
Wie immer möchten wir Haus-, Klein- und BlumentopfgärtnerInnen dazu verleiten, alte, samenfeste Sorten anzubauen.
Wir verstehen uns als Vermehrungsgarten für Hannover. Als solcher sehen wir Möglichkeiten, etwas aktiv gegen den Klimawandel zu tun.
In der Zukunft werden immer mehr Menschen in Städten leben, müssen mit Nahrung versorgt werden. Hier ist Regionalität und Eigeninitiative sinnvoll. Wenn Obst, Gemüse und Kräuter im eigenen Garten, auf dem Balkon angebaut werden, sind keine energieaufwendigen Transporte nötig. Den Transport in die Küche oder in den Mund bewältigen wir locker.
Wir wissen dann auch was wir essen, wo und wie es gewachsen ist.
Der Vermehrungsgarten will Schau- und Lerngarten sein. Unser Ziel ist, für Städter und ihre Kinder das Wissen über Vorgänge der Natur, über Anbau, Ernte und Erhalt erlebbar und verfügbar zu machen. Hierbei handelt es sich um Kulturtechniken, die in Gefahr sind, in Vergessenheit zu geraten. Wie werden Tomaten erfolgreich angebaut? Wie kann Saatgut für die nächsten Jahre gewonnen werden? Dieses sind u.a. Fragen, auf die wir Antworten geben.
Wir werden zukünftig vermehrt mit Extremwetter zu rechnen haben. Es ist also wichtig über Pflanzen zu verfügen, die unter diesen Bedingungen für unsere Ernährung zur Verfügung stehen.
Deshalb ist es notwendig, verschiedene Sorten regelmäßig anzubauen und dieses zu dokumentieren: Was sind die Qualitäten der Sorte? Ist sie früh reif? Ist sie lange zu beernten? Wie kommt die Sorte mit späten Kälteeinbrüchen, viel oder wenig Niederschlag, langen Trockenperioden etc. klar? Ist sie auch zu nutzen, wenn sie einige Zeit im Wasser gestanden hat? Durch unser Tun sind wir auch in der Lage aktiv einzugreifen, in dem wir harken, gießen, mulchen und so etwas für die weitere Fruchtbarkeit und Resilienz unserer Böden zu tun.
Der Vermehrungsgarten Hannover kümmert sich um den Anbau und Erhalt von zumeist für den Hausgarten gezüchteten, samenfesten Sorten. Diese sollen wieder in den hannoverschen Haus- und Kleingärten angebaut und erhalten werden. Hausgartensorten zeichnen sich z.B. dadurch aus, dass sie ein längeres Erntefenster besitzen, nicht alle Früchte werden gleichzeitig reif, die Ernte und Nutzung in der Küche kann über einige Zeit erfolgen.
Zur Information: Nach dem 2.Weltkrieg veränderte sich die Züchtung im Nutzpflanzenbereich. Es wurden immer weniger Sorten für den Hausgartenbereich gezüchtet, die entwickelten Hybridsorten bieten Vorteile für Erwerbsgärtner und -landwirte, die nur zu bestimmten Zeiten tätig werden müssen, weil alle Pflanzen zur selben Zeit gepflanzt, gepflegt und geerntet werden können.
Im Haus- und Kleingarten sind diese Sorten nur bedingt sinnvoll. Eine Familie kann nicht 10 Salate auf einmal gebrauchen, sondern lieber täglich einen. Das spricht für Hausgartensorten. Dieses sind oft alte Sorten, die nicht mehr im Handel zu bekommen sind. Viele sind Familiensorten, d.h. sie wurden von Familien über viele Jahre angebaut, genutzt und erhalten. Sie stellen unser kulturelles Erbe dar. So ist es wichtig sie zu erhalten und sich selbst um die Vermehrung und Weitergabe zu kümmern.
Im Rahmen der Ausstellung "Wir sind alle Zeugen – Menschen im Klimawandel" wird der Vermehrungsgarten über seine Arbeit informieren, zum Mithelfen anregen und schon gewonnenes Saatgut weitergeben.
Informationen soll es durch Texte und Fotos, aber auch in Form von zwei Filmen geben: "Der Saatgarten, neue Chance für alte Sorten" und "Verbotenes Gemüse".
Schon ab Montag, den 6. März, ist eine Ausstellung zur historischen und regionalen Sorten im Foyer der Stadtbibliothek in der Hildesheimer Straße zu sehen. Hier werden auch einige Sorten des Vermehrungsgartens vorgestellt.
Und ab Dienstag, den 7. März, beginnen wir ab 14 Uhr mit der Gartenarbeit unter der Überschrift „Anpacken am Nachmittag“. Danach kann wieder dienstags und sonntags ab 14 Uhr im Vermehrungsgarten mitgearbeitet werden. Beteiligen können sich alle, Vorwissen ist hilfreich aber nicht nötig, eine Einführung und Anleitung ist selbstverständlich. Arbeitskleidung und Arbeitshandschuhe sind sinnvoll. Wir hoffen auf tatkräftige, neue Unterstützer.
Kornelia Stock