Erbe teilen, unter diesem Motto steht das Europäische Kulturerbe Jahr 2018. Diesem Motto fühlt sich der Vermehrungsgarten seit Jahren verpflichtet. Die Kultur von Gemüseanbau, den Erhalt samenfester Sorten zu vermitteln und Saat- und Pflanzgut weiterzureichen ist unsere Form, das kulturelle Erbe zu erhalten und weiterzugeben. So fand am Sonntag, den 9. September, die 3. Sortensichtung im Vermehrungsgarten Hannover statt.
Es kamen 150 BesucherInnen, die sich begrüßt mit Kaffee, Kuchen und frisch zubereitetem Tomatensaft über den aktuellen Stand des Vermehrungsgartens informierten.
Bei drei Führungen zu den Themen Pflanzen und Sorten im Vermehrungsgarten, Bodenpflege und Bienenhaltung wurde detailliert informiert und es entstanden interessante Diskussionen. So erfuhren die Teilnehmer der Führung durch den Garten, dass Pflanzen, die für die Saatgutgewinnung wichtig sind, nicht mit den Gemüsen im Laden zu vergleichen sind. Wenn sie in Blüte gehen sind sie oft sehr groß und erinnern nur wenig an die Pflanze, wie sie bei Küchenreife ausgesehen hat. Die Pflanzen der aktuellen Kürbisse „Lakota“ und „Futsu Kurokawa“ zeigten unter großen Blätterbergen ihre Früchte. Der Mangold „Krauser Silber“ war genauso anzusehen wie die Steckrüben „Sator Otofte“. Im Kräuterbeet waren Olivenkraut und verschiedene Salbeisorten von Interesse.
Dr. Norman Gentsch, der an der Uni Hannover als Bodenkundler arbeitet, informierte über die im Vermehrungsgarten praktizierte Bodenpflege. Diese wird bei den extremen Wettersituationen immer wichtiger. Konsequente Bodenbedeckung hält die Nässe besser im Boden, versorgt die Bodenlebewesen länger mit Nahrung und sorgt für lockeren Boden und besser bearbeitbare Beete. Auf drei Beeten war frisch ausgesäte Gründüngung zu sehen. Die Zwischenfruchtmischung, u.a. mit Phaselia, Ölrettich, Erbsen, Luzerne und Sonnenblumen, waren nach einer Woche schon gekeimt und haben mit der Bodenlockerung begonnen. Sie werden bis zum Winter die Erde bedecken, dann abfrieren und bereiten die Beete schon für die kommende Saison vor.
Im Vermehrungsgarten gibt es Bienen und so konnten die BesucherInnen mit dem Imker Helmut Reusch in die Bienenkisten sehen und sich über Bienenhaltung und die aktuelle Lage der Bienen informieren.
In einer Ausstellung wurden die verschiedenen Tomatenfrüchte präsentiert. 10 Sorten konnten auch zu Süße, Säure, Aroma und Konsistenz bewertet werden. Auch wenn durch die große Hitze die Tomaten gelitten haben, erhielten die meisten Sorten gute Noten. Die Sorten „Bianca“ und „Primabella“ wurden als besonders lecker bewertet. Sie wurden in diesem Jahr zum ersten Mal angebaut und vermehrt. Von ihnen gibt es im Februar Saatgut.
Bei der Sortensichtung konnte Saatgut von fast allen von uns erfolgreich vermehrten Sorten erworben werden. Rechtzeitig vor der Aussaat konnte Saatgut von verschiedenen Winterkulturen weitergegeben werden. Dazu gehören Wintersalate und – erbsen, Asiasalate und Postelein. Durch ihren Anbau ist der Boden auch im Winter bedeckt und es kann eine lange und frühe Ernte geben. Im Gegensatz zur Saatgutbörse „Säen Sie sich das mal an!“ im Februar ist die Situation bei der Saatgutweitergabe hier entspannter und es gab zahlreiche gute Gespräche zu Sorten und Anbau. Viele BesucherInnen konnten über positive Erfahrungen mit den Vermehrungsgartensorten berichten.
Einiges war auch in Form von Pflanzen zu bekommen, wie der "Gute Heinrich“, eine alte Spinatsorte, und Römischer Schildampfer, von denen es ebenfalls Saatgut gab. Manches lässt sich nur vegetativ vermehren und so gab es neben Etagenzwiebeln, Ewigem Kohl und Olivenkraut auch Pflanzen von samenfesten Pfirsichen und dornenlosen Brombeeren.
Seit einem Jahr unterstützt uns Herr Kropp, der Nisthilfen für Gartenvögel baut. Jetzt im September hat er auch Winterquartiere für Igel vorgestellt.
Die Gärtnerei von Martin Ingelmann hat ihr neues Projekt vorgestellt. Seit Juli sind sie als Solidarische Landwirtschaft, Solawi-Hannover, aktiv. Sie beliefern HannoveranerInnen regelmäßig mit frischem Gemüse und möchten den Kreis der Abonnenten erweitern.
Bei der Veranstaltung haben sie sich um das Kaffee kochen, Tomatensaft produzieren und Verteilung des gespendeten Kuchen gekümmert.
Ergänzt wurde die Veranstaltung durch das Angebot der verschiedenen Honige und der Marmeladen und Chutneys von Arnold.
Bei der Sortensichtung waren viele der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen aktiv. Durch sie ist der Erfolg der Sortensichtung nur möglich. Vielen Dank für euer Engagement.