Wer sind die Leute, die im Vermehrungsgarten aktiv sind? Was bringt es ihnen, Stunden ihrer freien Zeit für den Aufbau zu geben? Fragen, die ich UnterstützerInnen gestellt habe, hier sind die bisher eingegangenen Antworten:
"Ich mag das natürliche Gärtnern, was in dem Maße in einem Kleingartenverein nicht praktizierbar ist. Wir gärtnern hier gemeinsam, so dass es noch mehr Freude macht. Wir können uns gegenseitig unterstützen und helfen. Wenn Mehrere anpacken schaffen wir mehr und es geht schneller. Außerdem ist es wichtig alte Sorten zu erhalten. Sie sind nicht nur resistenter und aromatischer, sondern lassen sich auch viel besser an die Bodenbeschaffenheit anpassen. Gentechnik hilft uns hier nicht weiter. Jeder kann hier sehen, dass gärtnern nicht schwer ist."
Antje arbeitet als OP-Krankenschwester
„Ich mache mit, weil es ein wunderbarer Ausgleich zur Schreibtischarbeit ist. Es tut gut, in der Erde zu wühlen, draußen mit netten Leuten, unter professioneller Anleitung, und die Ernte wachsen zu sehen. Es fasziniert mich immer wieder, wie sich der Garten wandelt und die Natur die Hauptarbeit macht! Und dann all die vielfältigen Sorten zu erhalten, die ich nie zuvor gesehen habe!“
Frauke arbeitet in der Verwaltung einer Versicherung
„Gartenarbeit war für mich schon immer eine Möglichkeit den Alltags- bzw. beruflichen Stress abzubauen. Im Garten zwischen Pflanzen kann ich abschalten und mich entspannen.
Jetzt habe ich einen Ort gefunden, der sich bestens dafür eignet – Den Vermehrungsgarten - und bin sehr froh darüber.“
Evelyne arbeitet in der Verwaltung
„Ich komme in den Vermehrungsgarten, weil mir der Erhalt der Vielfalt und der Genuss bei der Ernährung wichtig ist. Der Presse entnehme ich seit langer Zeit, dass immer mehr Sorten verloren gehen, weil sie nicht mehr angebaut werden. Das kann nicht in unserem Interesse sein. Die Vielfalt hat in der Vergangenheit stets das Überleben gesichert, da sie dafür gesorgt hat, dass es auch Ernten gab, die bspw. Schädlingen oder ungünstigen Wetterereignissen trotzten – es war selten die ganze Ernte vernichtet, da der Anbau mit vielen Varietäten erfolgte.
Ich habe im Vermehrungsgarten viele schöne, wohlschmeckende und robuste Sorten an Obst, Gemüse und Kräutern kennengelernt, die an unsere klimatischen Verhältnisse und Böden angepasst sind. Diese Vielfalt kann man nirgendwo kaufen. Ich möchte mit meiner Unterstützung dazu beitragen, dass diese zahlreichen Sorten nicht in Vergessenheit geraten und womöglich ganz von unserem Speisezettel verschwinden. Ich wünsche mir für die Zukunft statt genormter Waren in überschaubarer Auswahl ein gutes, vielfältiges Angebot mit viel Geschmack - doch dies wird in der heutigen Zeit zunehmend schwerer. Es gibt so viele interessante und leckere Kartoffeln, Bohnen, Erbsen, Tomaten usf., es wäre schön, wenn uns allen diese Bandbreite erhalten bliebe.
Im Vermehrungsgarten erfahre ich, wie der Boden ohne viel Arbeit für den Anbau vorbereitet werden kann. Nebenbei lerne ich, welche Ansprüche die unterschiedlichen Sorten haben, wie und wann sie gesät werden, welche Nachbarpflanzen ihnen guttun und welche Vorkehrungen gegen evtl. auftretende Schädlinge getroffen werden können bzw. müssen. Interessant ist auch zu erfahren, wann ich was ernten kann bzw. sollte, worauf ich achten muss (z. B. ist bei bitterem Geschmack von Gurken oder Zucchini das Saatgut zu verwerfen) und wie bzw. wann ich Saatgut ernten kann. Nebenbei lerne ich, wie ein guter Komposthaufen angelegt wird.
Wichtig in diesem Zusammenhang sind auch Pflanzen, die die Bienen als Futterquelle benötigen und Anpflanzungen, die Vögeln und anderen Nützlingen dienen. Im Vermehrungsgarten wird der Blick für das große Ganze geschult, alles hängt miteinander zusammen und voneinander ab. Sehr gut und wichtig finde ich die im Garten aufgestellten Bienenkästen, die mit Hilfe einer durchsichtigen Vorrichtung einen Einblick in das Leben der Bienen geben. Ihr Arbeitseinsatz zeigt sich unmittelbar in einer guten Ernte.
Sehr wichtig ist mir bei meiner Mitarbeit im Vermehrungsgarten die Gemeinschaft mit anderen Engagierten. Es macht Spaß, mit Gleichgesinnten gemeinsam einen Nachmittag pro Woche zusammenzuarbeiten. Jeder kann für sich entscheiden, was er machen möchte. In Absprache mit Konny findet sich für jeden etwas. Ich finde es schön und interessant Menschen kennenzulernen, mich mit ihnen auszutauschen und gemeinsam an einer Sache zu arbeiten. Seit 2 Jahren bauen wir gemeinsam den Vermehrungsgarten auf und es ist spannend mitzuerleben, wie alles langsam wächst, der Garten Gestalt annimmt und vorausgegangene Planungen für den Aufbau sukzessive realisiert werden.
Gut gefällt mir ebenfalls unser alljährliches Kartoffelfest. Die Kartoffeln, die der Bodenlockerung und Beetvorbereitung dienten, werden gemeinsam geerntet, gekocht und mit mitgebrachtem Kräuterquark und Kräuterbutter sowie den letzten Ernten von Bohnen, Roten Beten etc. verspeist. Es kommen alle Engagierten zusammen, wir sitzen beieinander, essen gemeinsam, tauschen uns aus und genießen die Gemeinsamkeit und das, was wir alle zusammen aufgebaut haben. Im Jahresverlauf gibt es zusätzlich Informationen über verschiedene Aktionen - wie z. B. die Saatgutbörse, das Umweltforum und diverse Vorträge etc. - an denen man je nach Zeit und Interesse teilnehmen kann.“
Corina arbeitet als angestellte Geologin