Nachdem wir zu Beginn der Saison vor einem großen Aufgabenberg standen und uns zwischenzeitlich immer wieder mal getrieben fühlten, stellte die Gruppe der Unterstützer des Vorhabens "Ein Vermehrungsgarten für Hannover" zum Ende der dritten Saison befriedigt fest: wir sind gut voran gekommen und bekommen den Garten immer besser in Griff.
Die Saison 2016 in Zahlen
In 2016 wurde der Garten an 73 Tagen geöffnet. Es wurde weiter am Gartenaufbau und Betrieb gearbeitet. Bei den beiden Öffnungsterminen, immer Dienstag und Sonntag ab 14 Uhr, haben hannoversche BürgerInnen 425 Arbeitseinsätze geleistet. 55 neue Mithelfer wurden eingearbeitet. Zu den öffentlichen Führungen kamen 292 Besucher und haben sich über die Ziele, das Konzept, die Pflanzen informiert.
Der Gartenaufbau wird fortgesetzt
Die dritte Saison im Garten begann Anfang März und endete Mitte November. In dieser Saison wurde damit begonnen, die neuen Rahmenbeete aufzubauen und zu bepflanzen. Schon in 2015 waren die Rahmenbeete aus Lärche von der Jugendwerkstatt der ASG geliefert worden. Im diesem Jahr wurden die meisten nach und nach aufgebaut. Das war zum Teil sehr mühevoll. Unter der Erde gibt es immer wieder große Steine, die uns die Vorgänger hinterlassen haben. Um sie auszugraben und abzutransportieren, war zum Teil nicht nur Muskelkraft, sondern auch Köpfchen gefragt. In einigen Fällen musste die Grube erweitert werden, damit der Stein auf die Schubkarre gekippt werden konnte.
Die Steine werden weiterhin ins Ziegelbeet eingearbeitet. Dieses wird im kommenden Jahr erweitert werden und weiteren Raum für Kräuter wie Thymian, Salbei, Olivenkraut bieten.
Durch die Rahmenbeete gab es noch mal mehr Struktur, was besonders für Gartenneulinge und BesucherInnen wichtig ist. Sie sehen nicht sofort, wo eine Anpflanzung ist und wo sie entlang gehen können. Zwischen den Beeten wurde regelmäßig gemäht und so das Aussehen des Gartens verbessert. Die Holzrahmen haben wir versucht, durch eine Schneckenabwehrpaste zu verbessern. Dazu wurde der obere Rand lackiert, um eine glatte Fläche zu bekommen. Die Schneckenabwehrpaste hat erst einmal alle kleinen Insekten angelockt, was auch vom Hersteller und Händler nicht geplant war. Da die Beete zum Teil noch nicht alle tief genug im Boden eingelassen waren, hatten es die Schnecken zum Teil leicht, ins Beet zu kommen. Sie mussten nur unter den Brettern aufs Beet kriechen. Die Absammelei in den letzten Jahren und die Trockenheit im Frühjahr und Spätsommer hat die Schäden durch Schnecken aber minimiert.
Im Lauf des Sommers wurden die Rahmenbeete auch mit Nummern versehen, das "Was wächst wo?" ist in Arbeit und nun gibt es für Mithelfer noch mehr hilfreiche Struktur. Frage: "Wo soll der Kompst hin? - Auf Beet 23 bitte".
Der Folientunnel konnte in diesem Jahr gut genutzt werden. Nachdem Gräben in den harten Boden gegraben und mit Mist und Kompost versorgt waren, konnten hier die Tomaten gepflanzt werden. Mit der Lüftung im Tunnel wurde erfolgreich experimentiert, so dass sich die Pflanzen gut entwickelt haben und es nicht nur eine gute Saatguternte, sondern auch Tomaten für die Küchen der HelferInnen gab. Der Folientunnel ist auch ein guter Platz, um Saatsamen gut ausreifen zu lassen. Im Freiland besteht immer die Gefahr, dass das fast fertige Saatgut durch Regen unbrauchbar wird. Der zweite Folientunnelteil wurde als Kalthaus, ohne Endstücke und Türen, aufgebaut. Hier fehlen jetzt noch Zäune an den Enden, damit dort ein Anbau ohne Schäden durch Kaninchen erfolgen kann.
Der Vermehrungsgarten entsteht und wird betrieben von ehrenamtlich tätigen BürgerInnen.
In diesem Jahr wurden wieder 55 Freiwillige neu eingearbeitet. Sie erhalten eine Einführung in die Idee und Planung des Gartens, sie erhalten, wie alle MithelferInnen, Vorschläge für ihre konkrete Arbeit vor Ort. Zumeist gibt es hier Wahlmöglichkeiten wie: was zum Auspowern, etwas meditatives, Arbeit im Schatten oder in der Sonne. Viele kennen sich im Garten, in der Natur nicht aus, haben bisher nicht viel Erfahrung mit Gartenarbeit gemacht. So werden regelmäßig die verschiedenen Wild- und Nutzpflanzen vorgestellt und erklärt, wird jäten angeleitet: was soll raus, was soll bleiben und warum. Studentinnen der Agrarwissenschaft haben wir in die Benutzung von Grabegabeln eingeführt.
Die meisten Neulinge kamen ein oder zwei Mal. Viele haben einen eigenen Garten, der dann wieder ihre Zeit benötigt. Alle finden das Vorhaben, die Arbeit und die Atmosphäre angenehm. Positiv wird immer wieder die hilfreiche Anleitung und Unterstützung genannt. Aber wir sind in der Großstadt und die Bewohner haben viele Möglichkeiten ihre freie Zeit zu gestalten. Einige sind zu verlässlichen MithelferInnen geworden.
Immer mehr kommen regelmäßig, an bestimmten Wochentagen. Dies verlässliche Engagement hilft in Aufbau und Betrieb voranzukommen. Es arbeiten mehr Frauen als Männer mit. Die im Frühsommer gemachte Aussage: dem Garten fehlt die männliche Hand, konnte später wieder zurück genommen werden, nachdem der Rasen regelmäßig gemäht und der Wildwuchs eingedämmt wurde. Die HelferInnen kommen aus den verschiedenen hannoverschen Stadtteilen, wie Misburg, Südstadt, Stöcken, Linden, Ricklingen und Bemerode, aber auch aus Orten in der Region, aus Lehrte, Hiddesdorf und Seelze. Es sind KleingärtnerInnen, die bei der Mitarbeit etwas für ihren Garten lernen und auch immer mehr Menschen, die keinen Garten oder nur einen Balkon haben. Alle schätzen die Anleitung und die Möglichkeit immer wieder Antworten auf ihre Fragen zu bekommen.
Übersicht über Gartenaufbau, Planung und Umsetzung der Vermehrung bleiben hauptsächlich bei mir. Die HelferInnen sind nicht regelmäßig dabei, wenn sie da sind, werden sie informiert, sie überlegen mit, bringen ihre Ideen ein und tragen Entscheidungen mit. Das grundlegende Wissen zum Gärtnern, zum Gartenaufbau, zum Anbau und zur Vermehrung entwickelt sich langsam.
Gerade im Frühjahr ist mit zwei Arbeitsterminen pro Woche, bei wechselner Belegschaft, nicht alles zu schaffen. Im Vordergrund steht immer die Gartenarbeit, die Versorgung der Kulturen, manches muss dann warten. So war im Frühjahr unser Bauwagen immer noch nicht gestrichen und eine Lösung dafür war nicht in Sicht.
Die beste Idee des Jahres
Wir beteiligten uns am Freiwilligentag des Freiwilligenzentrums, das war eine des besten Entscheidungen des vergangenen Jahres. Neben dem Anstreichen des Bauwagens gab es weitere Aufgaben, die im Rahmen der normalen Termine nicht zu schaffen waren. Unsere Bewerbung, an diesem Tag Unterstützung zu bekommen, war erfolgreich und so wurden 10 MitarbeiterInnen der Firma Reemtsma an dem Tag im Garten aktiv. Bis zum Nachmittag war nicht nur der Bauwagen gestrichen, sondern auch die oberen Ränder der Rahmenbeete, weitere Rahmenbeete wurden aufgebaut und der Wildwuchs in Angriff genommen. Diese Erfahrung macht Mut größere Projekte anzugehen.
So werden wir im kommenden Jahr mit dem Bau eines Gartenhauses beginnen. Die Mitarbeiter der Hölderlinstraße werden das Fundament erstellen, am Freiwilligentag im Frühjahr wird dann ein Carport und ein kleiner Schuppen aufgebaut. In einer weiteren Aktion werden wir das Dach begrünen. Diese Arbeiten wird der Dachdeckermeister Jörg Ewald anleiten. Mithilfe für alle Bauabschnitte ist willkommen, entscheidend, auch in der kulinarischen Unterstützung. Die Termine dafür werden noch bekannt gegeben. Später soll weiter am Haus gearbeitet werden, damit Raum für die Unterbringung von Materialien für die Bildungsarbeit und eine Sommerküche geschaffen wird.
Auch Anbau und Erhalt sind im vergangenen Jahr vorangekommen. Trotz dem nicht so schönen Frühjahr und Sommer, oft nass und kalt, sind die Bohnen sehr gut gelungen. Das trockene und warme Wetter im September hat gereicht, dass fast alle Samen im Freiland an den Pflanzen ausreifen konnten. Und wir haben gute neue Sorten kennengelernt. So gibt es nun Saatgut von zwei blauhülsigen Stangenbohnen, Coco Blue und Blautopf. Bei dem trockenen September konnte auch das meiste Salatsaatgut im Freien ausreifen. Im Freiland haben durch den Regen im Juli nur einige Wildtomaten ohne Kraut- und Knollenfäule durchgehalten. Auf den dann leeren Tomatenbeeten erfreute uns die Ananaskirsche und die Litschitomate mit ihren Früchten.
Gut, dass der Folientunnel in diesem Jahr benutzbar war. Hier wuchs die große Auswahl an Tomaten geschützt. Von kleinen Pflanzen, die auch im großen Topf auf dem Balkon etwas werden, bis zu den vielen Fleischtomaten wurden verschiedene Sorten angebaut. Alle Farben und Formen waren vertreten. Zur Sortensichtung im September konnten sie nicht nur bestaunt, sondern auch verkostet werden.
Der Termin der Sortensichtung war der gelungene Versuch, eine große Veranstaltung im Vermehrungsgarten durchzuführen. Gut 150 Interessierte kamen und informierten sich. Es gab Saatgut und Pflanzen, Honig und für Kaffee und Kuchen war auch gesorgt. Diese Veranstaltung wurde von vielen ehrenamtlichen Helferinnen unterstützt.
Das galt auch für die Saatgutbörse, die zum zweiten Mal in der Schwanenburg in Limmer statt fand.
Auch in 2017 wird es wieder eine Saatgutbörse unter der Überschrift "Säen Sie sich das mal an!" geben. Dann schon zum 5.Mal. Für Sonntag, den 19.2.2017, laden wir zwischen 11 und 15 Uhr ein, Saatgut und Informationen von verschiedenen, privaten ErhalterInnen aus der Gegend zu bekommen. Es gibt Informationen und Honig aus der Stadt und der Region, wir werden wieder einige Kartoffelsorten von Ellenbergs in kleinen Mengen weitergeben und es wird wieder Filme und Informationen zum Thema geben. Abgerundet wird die Veranstaltung durch die Gastronomie der Schwanenburg und einem Kuchenbuffet, für das wir gern wieder Ihre Kuchen gespendet bekommen möchten.
Weil ja nicht alle zu dieser Veranstaltung kommen können, wird es im kommenden Frühjahr eine weitere geben. Im Rahmen der in der Volkshochschule Hannover stattfindenden Ausstellung zum Klimawandel wird der Vermehrungsgarten den Nachmittag des 16.3.2017 gestalten, informieren, Filme zeigen und Saatgut abgeben.
Der Vermehrungsgarten Hannover wächst weiterhin langsam, aber verlässlich durch die Mithilfe von vielen freiwilligen UnterstützerInnen. Allen, die in 2016 mit angepackt haben, möchte ich an dieser Stelle danken.
Die Planung, Organisation und Durchführung des Aufbaus und des Betriebes des Vermehrungsgartens, der Veranstaltungen und der Bildungsarbeit liegt weiterhin in meinen Händen. Alles passiert noch immer ehrenamtlich und nebenberuflich. Für das kommende Jahr wollen wir versuchen, hier eine Arbeitsstelle zu schaffen, damit der Aufbau und Betrieb des Vermehrungsgartens weiterhin gut voran geht. Jede Unterstützung dafür ist willkommen.
Hannover im Dezember 2016
Kornelia Stock