Grünkohl "Holter Palme"

Botanischer Name
Brassica oleracea L. convar. Acephala (DC) Alef.var sabellica L. .
Foto: I.Winarsch, Holter Palme
Geschichte - Herkunft

Alle Kohlvarietäten - von Blumen- über Grün- bis Rosenkohl - basieren auf dem Wildkohl (Brassica oleracea). Keine andere Wildpflanze ist züchterisch so stark verändert worden. Im 3. Jahrhundert v. Chr. wurde Blattkohl in Griechenland, später im alten Rom angebaut. Erste Nachweise in Deutschland finden sich im 16. Jahrhundert. Die spezielle Varietät Grünkohl (Brassica oleacea var. sarbellica) ist extrem anspruchslos und wurde besonders in Norddeutschland angebaut. Es entwickelten viele lokale Sorten, die sich in Höhe, Farbe, Stärke und Blatteigenschaften unterschieden. Besonders in Ostfriesland sind viele unterschiedliche Sorten erhalten geblieben, sie werden auch Palmen des Nordens genannt.

Die "Holter Palme" ist eine Landsorte, die aus der 500-Seelen Gemeinde Holte bei Leer/Ostfriesland stammt  und von Reinhard Lühring in das Dreschflegelsortiment eingebracht wurde. In den Vermehrungsgarten kam die Sorte durch Jungpflanzen, die wir von der Naturgärtnerei Ingelmann bekamen.

 

Beschreibung

Die Grünkohlsorte "Holter Palme" ist eine nicht so hohe "Palme", die auch im kleinen Garten Platz findet. Sie wird  nur etwas mehr als einen Meter hoch und zeichnet sich durch eine hellgrüne, fein krause Rosette aus.

Anbau

Grünkohl ist eine typische Nachkultur, d.h. sie kann nach Erbsen, Dicken Bohnen, frühen Kartoffeln auf's Beet. Als Starkzehrer sollte das Beet mit Kompost vorgedüngt werden. Eine Vorkultur mit Erbsen oder Dicken Bohnen versorgt den Boden mit Stickstoff durch die an den Wurzeln der Leguminosen gebildeten Knöllchenbakterien.

Von März bis Mai kann ausgesät werden. Ab Ende Mai werden die kräftigsten Jungpflanzen dann auf  50 x 50 cm ausgepflanzt. Grünkohl wächst auch im Halbschatten gut. Mulchen z.B. mit Grasschnitt hält den Boden feucht und lebendig, bei Trockenheit muss gegossen werden. Grünkohl ist absolut frostfest und kann über Winter draußen bleiben.

Ernte:

Bei der Holter Palme können alle Blätter verwendet werden. Nach dem ersten Frost werden sie etwas süßer, da die Stärke in Zucker umgewandelt wird. Im Frühjahr treiben aus den Blattachseln neue Triebe, die sehr zart sind und die Frühlingsküche bereichern.

Nutzung

Mit seinen extrem hohen Gehalten an Vitaminen, Proteinen, Ballaststoffen, Calcium sowie Eisen ist Grünkohl ein Gemüse der Superlative. Es senkt die Cholesterinwerte im Blut, seine Antioxidantien schützen vor Krebs. Deshalb sollte man Grünkohl am besten roh in Salaten oder in Form von grünen Smoothies genießen. Auch Grünkohl-Chips aus dem Backofen sind angesagt. Nicht zu vergessen die Klassiker: „Defftig Ollnborger Gröönkohl-Äten“ mit Pinkel oder - wie in Hannover - mit Bregenwurst.

Vermehrung

Grünkohl ist zweijährig und blüht erst im zweiten Jahr nach der Aussaat. Da die Samenträger sehr hoch werden, bis 2 m und sehr breit, brauchen sie genügend Platz und eine ausreichend hohe Stütze.
Grünkohl ist ein Fremdbefruchter und wird von Insekten bestäubt, d.h. es sollten immer mehrere Pflanzen gemeinsam abblühen, damit die genetische Vielfalt groß bleiben kann. Alternativ kann Saatgut der Sorte von verschiedenen Standorten gemischt werden.  
Im Mai geht der Grünkohl in Blüte, aber bis das Saatgut reif ist, ist es Juli, August. Das Saatgut reift in Schoten, d.h. sie haben eine durchscheinende Zwischenwand. Das Saatgut ist reif, wenn die Schoten gelb-braun sind. Die Schoten brechen im reifen, getrockneten Zustand leicht auf und würden das Saatgut verstreuen, deshalb müssen regelmäßig die reifen Schoten abgenommen werden. Die schwarzen, nur Stecknadelkopf großen Samen werden von den Hülsen getrennt. Saatgut von Grünkohl bleibt sehr lange keimfähig.