Immer im November endet die Gartenarbeit, dann ist es zu kalt und es wird früh dunkel. Die Natur und wir bekommen dann Zeit zum Ausruhen und Kräfte tanken.
Ende 2017 – ein volles Jahr für den Vermehrungsgarten geht zu Ende.
An 73 Terminen war der Garten geöffnet, zum Mitarbeiten, zum Gucken und Lernen. Es wurden 580 Arbeitseinsätze mit jeweils ca. 3 Stunden geleistet, allein 75 MithelferInnen kamen neu zur Mitarbeit und wurden eingearbeitet. An Diskussionen und Veranstaltungen beteiligten sich MithelferInnen 182 mal, diese Termine dauerten zwischen 2 und 8 Stunden. Zu den sieben Führungsterminen kamen knapp 400 Besucher, 450 kamen zur Saatgutbörse.
Die Saatgutbörse "Säen Sie sich das mal an!" ist der erste Veranstaltungstermin im Jahr.
Die Schwanenburg ist für unsere Veranstaltung ein guter Ort. Es ist dort möglich, dass es neben der Saatgutabgabe auch Platz für Informationen zum Thema Saatgut, alte Sorten, rechtliche und politische Situation sowie Treffpunkte und Gespräche gibt.
Die Besucher von "Säen Sie sich das mal an!" kommen aus Hannover, der Region, aber u.a. auch aus Minden, Hamburg und Sachsen-Anhalt und verbringen einige Stunden bei unserer Veranstaltung.
Mit mehr Informationen zu den einzelnen Sorten konnten sich die BesucherInnen vorab informieren und kamen mit klaren Saatgutwünschen. Hierzu war auch die Internetseite hilfreich, dort wachsen die Sortenbeschreibungen und Kulturanleitungen weiter. Wichtig hierbei ist, dass wir unsere Erfahrungen im Anbau und in der Vermehrung weitergeben, damit unsere erhaltenen Sorten auch in anderen Gärten erfolgreich sind. Viele BesucherInnen kommen seit Jahren und berichten von positiven Erfahrungen mit den Sorten.
Allein 24 freiwillige HelferInnen waren daran beteiligt, damit die die Veranstaltung erfolgreich wurde.
In 2017 gab es dann im März „Säen Sie sich das mal an – die 2. in 2017“ in der VHS. Im Rahmen der Ausstellung "Wir sind alle Zeugen - Menschen im Klimawandel", gab es in ruhiger, nicht so aufgeregter Atmosphäre Informationen, Saatgut und Filme.
Wir beteiligten uns an der Ausstellung "Verbotene Gemüse" in der Stadtbibliothek in der Hildesheimer Straße vom 6. März bis 19. April. Wir informierten über unsere Arbeit und stellten Beschreibung und Geschichte von drei Sorten vor.
Am 7. März begann die diesjährige Gartenarbeit mit Kuchen und Geräte putzen.
Der Garten war gut durch den Winter gekommen, nur ein Baum war auf den Zaun gefallen. Eine städtische Kontrolle des alten Apfelbaumes bestätigte seine Standfestigkeit. In diesem Jahr wurden die letzen Rahmenbeete aufgebaut. Wie schon vorher fanden sich wieder viele, zum Teil große Steine im Untergrund, von den Vorgängern verscharrt.
In den nun über 40 Beeten und zwei Folienhäusern wurden u.a. über 40 verschiedene Tomatensorten und 12 Stangenbohnensorten angebaut. Neu dazu gekommen sind zwei Zuckermaissorten, die wir von Anhalonium, einer Erhalterorganisation aus Frankreich bekamen, eine Freilandgurke,die in der ehemaligen DDR weit verbreitet war, mit der Sorte „Alberello de Sanzara“ eine leckere und ertragreiche Zucchini, den Maximakürbis „Grüne Olive“ und den Moschuskürbis „Napolitaner“. Auch eine Aubergine, die „Lange Violette“, sowie zwei Paprikasorten und Chili wurden erfolgreich angebaut und vermehrt. Pflanzen von Steckrübe und Grünkohl kamen gut durch den Winter und erfreuten uns erst mit Blüten und später mit Saatgut. Eine schöne Überraschung war die „Durchwachsende Silphie“, siehe Foto oben, eine späte Bienenweide, die als Energiepflanze zukünftig die Vermaisung der Landschaft verhindern kann. So wächst unser Sortiment langsam heran. Wir verstehen uns weiterhin als Erhalterorganisation, die versucht, Sorten für Gärten in der Stadt anzubauen und zu erhalten. Dazu gehören auch immer Kulturen und Sorten, die auf Balkonen gedeihen. Überzeugt haben z.B. zwei kleinwüchsige Tomaten, Yellow Canary und Tigerette Cherry, die z.T. schon ab Anfang Juli bis zum Frost fruchteten.
Während die Wintererbsen wie immer eine Erfolgsgeschichte waren, sind wir den anderen Erbsen in diesem Jahr nicht gerecht geworden. Es gab Zeiten im Frühjahr, in denen zu viel Arbeit in kurzer Zeit anstand, zu viele Kulturen unsere Aufmerksamkeit verlangten und darunter haben in diesem Jahr die Erbsen gelitten.
Gärten sind immer Orte, in denen das Wetter eine wichtige Rolle spielt. Lange Zeit war es zu kalt, zu nass, zu windig. Der starke Regen Ende Juli hat bei einigen Kulturen für Krankheiten und Fäule gesorgt. Das Hochwasser im August kam nur bis kurz vor den Garten und hat keine Schäden angerichtet. Doch noch jetzt zum Ende des Jahres ist der Boden sehr nass. Die Wintererbsen, eigentlich eine sichere Kultur, brauchen bei dem nassen Boden Ewigkeiten um herauszukommen. Jetzt im Dezember sind die ersten Spitzen zu sehen. Gesät wurden sie Anfang November.
Trotz der vielen Nässe gab es nicht mehr Schnecken als im vergangenen Jahr. Das Offenlegen der Gelege im Herbst und das Absammeln und Wegbringen zeigten Erfolge. In diesem Jahr haben wir den Einsatz von Fermerol noch einmal reduziert, nur bei einigen Neuanpflanzungen wurde zu Anfang etwas gestreut.
„Wer ernten will muss teilen!“ ist ein altes Gärtnermotto.
Mäuse gab es immer schon, sie haben mal einen Kürbis oder die Kartoffeln angefressen. Über Winter haben sie wie immer einige Gebiete stärker unterhöhlt. In diesem Jahr wurden erste Schäden offensichtlich, die Weiße Bete "Blankoma" wurde z.T. vernichtet. Wir konnten von den Resten Stücke probieren und die Mäuse etwas verstehen, die Rüben sind sehr süß und lecker. Wir müssen deshalb die Rüben schon vorab einwintern. Für nächstes Jahr werden einige Beete mit Drahteinlage als Wühlmausschutz ausgestattet.
In 2017 wurde der Bau des Gartenhauses angegangen und beendet.
Im Februar kam endlich die wasserbaurechtliche Genehmigung und damit konnten wir starten.
Baubeginn und erster Spatenstich fand am Dienstag, den 21.März, mit dem Bezirksbügermeister Herrn Markurth statt. Anfang April begannen die Mitabeiter der Hölderlinstraße mit dem Fundamentbau. Es waren sehr viele Steine im Untergrund, bis in eine Tiefe von 80 cm lag nur Bauschutt.
Am 19. Mai begann die Tischlerei der ASG mit dem Aufbau von Carport und Schuppen. Der Weiterbau fand im September statt und Ende Oktober wurde das Gründach fertiggestellt.
Der Vermehrungsgarten hat im vergangenen Jahr viel Unterstützung erfahren. Zu den Mitarbeitsterminen kamen zwischen zwei und zehn HelferInnen, 73 kamen zum ersten Mal und wurden eingearbeitet. Für eine kleine Gruppe gehört die Mitarbeit im Vermehrungsgarten zum regelmäßigen Programm. Sie schätzen die Gartenarbeit als Ausgleich zu ihrer Berufstätigkeit, genießen die körperliche Tätigkeit im Freien und eine nette Gruppe. Anleitung und Klärung der vielen Fragen gehören zum Programm von „Anpacken am Nachmittag“. Weiterhin passiert alles ehrenamtlich. Während die meisten Helfer einen Nachmittag geben, sind es für die Hauptorganisatorin viele Stunden und Termine, die unentgeltlich bewältigt werden. Hier hoffen wir in Zukunft auf eine andere Lösung, z.B. eine sozialversicherte Arbeitsstelle.
Unterstützung bekamen wir am Freiwilligentag des Freiwilligenzentrums im Mai. Zehn Mitarbeiter der Firma Vinzenz waren einen Tag lang nicht mit der Erstellung von Fachzeitschriften und der Organisation von Seminaren beschäftigt, sondern unterstützten tatkräftig und hoch motiviert bei der Gartenarbeit und dem Bau des Gartenhauses.
Von April bis Oktober, immer am 2. Sonntag um 15 Uhr, fand im Rahmen der Offenen Pforte eine öffentliche Führung statt. Diese Führungen werden immer besser besucht. In diesem Jahr kamen gut 400 BesucherInnen dazu. Sie kamen aus den verschiedenen hannoverschen Stadtteilen, aus Barsinghausen, Lehrte, Springe, Seelze und Pattensen in der Region, aber auch aus Hamburg, Magdeburg, Essen und anderen Städten. Ein Ehepaar aus der Schweiz hat den Film über den Garten gesehen und besucht uns im Rahmen einer Urlaubsreise.
Während in den ersten Jahren jeder Besucher eine persönliche Führung durch den Garten bekommen hat, ist das nicht mehr möglich. Nicht immer war es einfach, früh kommenden BesucherInnen zu verdeutlichen, dass die Führung erst um 15 Uhr beginnen kann, bis dahin stehen die freiwilligen Mitarbeiterinnen im Fokus und brauchen Einweisung und Erklärung.
So wurde ab Mitte Juli sonntags darüber informiert, dass heute kein Besuch und Erklärungen möglich sind. Viele haben Verständnis dafür gezeigt und kamen zur nächsten Führung.
Für das kommende Jahr wollen wir zusehen, dass sich an den Führungen auch Mithelfer beteiligen.
Ende des Jahres gab es noch eine späte Ernte: Immer wieder hatten BesucherInnen Schwierigkeiten, den Vermehrungsgarten zu finden. Wie die Führungen zeigen, werden wir touristisch, sind aber nicht gut zu finden. Zwei Jahre lang hatten wir immer wieder Anträge geschrieben und immer wieder gehört, dass private Schilder nicht möglich sind. Alle Diskussionen und Klarstellungen waren erfolglos. Das wird sich im kommenden Jahr ändern. Es wird ein Hinweisschild geben, aufgestellt an der Ecke „An der Bauerwiese", hinter der Beekebrücke, direkt am Zuweg zum Vermehrungsgarten. Hilfreich war ein Besuch beim Oberbürgermeister Herrn Schostok.
Ende 2017 gab es einen PC-Unfall, bei dem viele E-Mail-Adressen verloren gegangen sind. Eine alte Sicherung hat einiges gerettet, aber viele Adressen sind futsch. Wer weiter informiert werden möchte, schreibe bitte ein Mail. Danke.
Das Jahr 2018 beginnt wieder mit der Saatgutbörse "Säen Sie sich das mal an!". Am Sonntag, den 18. Februar von 11 bis 15 Uhr, gibt es wieder Saatgut von privaten Erhaltern aus der Region, informiert der Imker und gibt Honig ab. Neu dazu kommt ein Anbieter, der verschiedene Nistmöglichkeiten für Singvögel bereit hält. Der Film „Majas wilde Schwestern“ informiert über Wildbienen, die es durch die Veränderungen in der Landschaft immer schwerer haben, aber in unseren Gärten einen Ort zum Leben finden können. Wie in den letzten Jahren wünschen wir uns neben vielen interessierten BesucherInnen interessante, selbstgebackene Kuchen für das Buffet.
Ich hoffe, wir sehen uns dann oder später in 2018 im Vermehrungsgarten.