Eine andere Welt ist möglich

Verfasst von Kornelia Stock am .

Zum neuen Buch von Vendana Shiva + Lionel Astruc, erschienen im Oeko -Verlag

Eine andere Welt, eine für alle bessere Welt, ist möglich – aber sicherlich.
Es gibt sie nicht auf Knopfdruck und mit Zauberspruch, aber damit wird ja auch nicht gerechnet.
Ansätze dafür liegen in unserem Tun. Wenn wir erkennen, dass die immer weitergehende Abnahme von Tätigkeiten durch Industrie und Handel nicht gut für uns und die Welt ist, ist ein erster Schritt gemacht. Lassen wir uns nicht alles abnehmen, die Essenzubereitung, die Auswahl der Gemüse, der Produkte, die es zu kaufen gibt, das Hybrid-Saatgut, was in bunten Tüten angeboten wird. Entscheiden wir selbst, was wir wollen, lernen wir vergessene Kulturtechniken neu, lassen wir uns unsere Kultur nicht weg nehmen.
Aber geht das überhaupt?
Im Buch werden viele Beispiele gegeben, wie das schon funktioniert hat. In Indien ist die Zubereitung vieler Gerichte mit der Nutzung von Senföl verbunden. Dieses Senföl wurde in kleinen lokalen Ölmühlen aus der Senfsaat der Bauern und Gärtner gewonnen. Ein lokales und regionales Produkt, immer etwas besonderes. Diese Ölmühlen waren dann in Verruf geraten, sie seinen nicht sauber genug, Öl dürfte nur noch in großen, kontrollierten Mühlen gemacht werden. Für dieses Öl wurden natürlich nicht die regionale und unterschiedliche Saat verwendet. Das Ergebnis war, die damit hergestellten Gerichte schmeckten der Bevölkerung nicht. Es begann ein Kampf gegen das Gesetz kleine Ölmühlen zu verbieten und damit ein Stück nationaler Kultur zu vernichten. Dieser Kampf ist erfolgreich gewesen, zwischenzeitlich wird wieder Senföl aus den regionalen Sorten an vielen Stellen hergestellt und bereichert die lokale Küche. Zum Glück ist es gelungen die lokalen Senfsorten zu erhalten und damit den Prozess zurück zu drehen.
Was sind unsere Senföle? Was ist unsere Kultur, die uns wichtig und erhaltenswert ist?
Urban Gardening, Anbau von Gemüse in Haus- und Kleingärtnen und auf Balkonen ist ein Anfang, die eigene Versorgung mit frischem Gemüse wieder in die eigene Hand zu nehmen. Einiges müssen das erst wieder lernen, wie wird Gemüse erfolgreich angebaut? Was ist möglich? Was gelingt gut?Samenfestes Saatgut ist der Schlüssel dazu. Wir alle verfügen über einen großen Schatz an samenfesten Sorten, die sich im Hausgarten bewährt haben, die über besondere Qualitäten verfügen. Sie müssen wir wieder in den Blick nehmen, sie nutzen und uns um ihren Erhalt kümmern.

Meine Erfahrung aus der Arbeit im Kleingartenverein und im Vermehrungsgarten, es gibt die Tendenz sich bei der Auswahl der anzubauenden Pflanzen am Handel zu orientieren: Tomaten müssen sein, auch Zucchini, Paprika und Gurken. Im Fokus stehen Fruchtgemüse, die Starkzehrer sind, die gute Vorbereitung und aufwendige Kultur verlangen. Wenn es gelingt – gut, aber viele Kulturen werden nicht in Blick genommen und sind erfolgreicher anzubauen: Bohnen gibt es so frisch, wie aus dem Garten, nie zu kaufen. Andere Gartenkulturen schaffen es nie in den Handel, weil sie nicht so ertragreich und nicht gut zu transportieren und lagern sind, wie Blattkohl und andere Blattgemüse, wie Gemüsemalve und Guter Heinrich. Für ein Gericht brauchen wir oft nicht viel und vom Garten in die Küche transportieren wir schnell und sicher.
Lassen wir uns nicht von Handel sagen, was hip ist, was auf dem Teller gut aussieht. Machen wir uns auf den Weg, mit kleinen Schritten die Welt so zu machen, dass wir und unsere Nachkommen hier gut leben können.

Kornelia Stock