Der Vermehrungsgarten in der Krise

Verfasst von Kornelia Stock am .
K.Politt, Werkzeug im Korb

Das Konzept des Vermehrungsgarten funktioniert nicht mehr gut. Weiterhin hängt fast alles an mir als Organisatorin, Gartenchefin und Vermehrungsfachfrau und ist so nicht mehr leistbar.

Es gibt weiterhin BürgerInnen, die den Garten durch ihre Mitarbeit unterstützen. Sie kommen an einem der beiden Mitarbeitstermine, dienstags und sonntags und packen für drei Stunden mit an. Ohne sie würde es nicht gehen und ihre Mitarbeit ist hoch geschätzt. Es sind weiterhin viele Laien in der Gartenarbeit, die uns unterstützen. Ihre Einarbeitung und Anleitung braucht an den beiden Tagen viel Kraft und Organisationsgeschick.
Es ist weiterhin schwierig BürgerInnen zu finden, die verlässlich mitarbeiten. So sind die Gruppen aktuell nicht besonders groß und es wird nur das Nötige geschafft.

Der Versuch im Frühjahr auch mehr Klein- und HausgärtnerInnen zu gewinnen ist gescheitert. Haus- und KleingärtnerInnen haben Erfahrung mit Gartenarbeit, kennen sich mit Gemüseanbau aus und sind auch in der Lage Sorten des Vermehrungsgarten in ihren eigenen Gärten anzubauen und auszuprobieren.

Den Vermehrungsgarten gibt es in der neunten Gartensaison in Ricklingen. Unsere Arbeit wird von Vielen anerkannt und geschätzt, zu Veranstaltungen kommen viele interessierte BesucherInnen: Haus-, Klein- und BalkongärtnerInnen. Aber wir stellen fest, wir können die vielen Aufgaben mit so wenig UnterstützerInnen nicht mehr bewältigen.
 
Wir kümmern uns um den Anbau und Erhalt samenfester Sorten von Tomaten, Paprika, Erbsen und Bohnen, Salaten, Blattkohl, Mangold und Beten. Dabei ist vieles zu lernen, zu Gemüseanbau und zur Vermehrung und dem Erhalt der unterschiedlichsten Kulturen und Sorten.
Vermehrung von samenfesten Gemüsesorten ist ein Prozess, bei dem es auch auf die Einhaltung von Zeiten ankommt. Die Sorten brauchen länger bis zu Saatgutreife. Wenn manches zu spät getan werden kann, ist es für die Saatgutgewinnung zu spät. Oft hetzt uns die Natur, in dem es zu schnell warm wird, Kulturen sich zu schnell entwickeln.
Wir kümmern uns um eine Vielzahl von Sorten, die es sonst nicht zu kaufen gibt, einige stehen auf der roten Liste der gefährdeten Nutzpflanzen. In den letzten Jahren sind uns Sorten anvertraut worden, die lange in einer Familie erhalten wurden. Hier braucht es Zeit, Geduld und viel Beobachtung, damit der Erhalt langfristig geleistet werden kann. Diese Arbeit ist gefährdet, wenn es zu wenig Unterstützung bei der Gartenarbeit gibt. Wichtig sind Menschen, die uns für eine längere Zeit verbindlich und regelmäßig  bei der Gartenarbeit unterstützen können. Damit sie hilfreich sein können, braucht es Einarbeitung und Anleitung. Das braucht Zeit und Kontinuität. Also, wir hoffen weiter auf die tatkräftige Unterstützung von Männern und Frauen, von Klein-  und HausgärtnerInnen und Gartenverrückten.

Ausblick auf die nächsten Veranstaltungen:
Nächste Führung durch den Vermehrungsgarten am Freitag, den 18. August um 15 Uhr. Um kurze Anmeldung per Mail wird gebeten.
Am Sonntag den 10. September veranstaltet das Schulbiologiezentrum das Umweltforum und sein Jubiläum, 140 Jahre für die Bildung im naturwissenschaftlichen Bereich. Der Vermehrung beteiligt sich mit einem Saatgutstand und zeigt die Vielfalt im Gemüsebereich.
Am Sonntag, den 17. September laden wir zu uns in den Vermehrungsgarten ein. Von 14 – 17 Uhr gibt es Führungen, Saatgut und Pflanzen. Ein Schwerpunkt liegt auf den Winterkulturen: Spinat, Salate, Erbsen. Diese, wie der Johannislauch kommen erst jetzt ins Beet und bereichern die Küche im Winter und im nächsten Frühjahr.
Wir hoffen bis dahin personell gewachsen zu sein.

Kornelia Stock
Juli 2023