Es geht weiter mit dem Vermehrungsgarten

Verfasst von Kornelia Stock am .
Foto:A. Witternstein, vom Turm zum Tor

Im letzten Herbst wurden wir von der Straßenbaubehörde überrascht, die eine Baustelle auf einem Teil des Vermehrungsgartens plant. Wir waren vorgewarnt, weil wir im Frühjahr 2019 schon informiert worden waren. Damals konnte noch kein konkreter Baubeginn genannt werden (2022 – 2027). Uns wurde versichert, dass wir entschädigt werden würden, weil ja einige Teile, wie Fahrradparkplatz, Tische und Bänke in Eingangsbereich, die Kompost Toilette und der zweite Folientunnel versetzt werden müssten. Die vermutliche Bauzeit und damit die Störung für uns, sollte ca. 2Jahre betragen.
Wir haben schon damals gesagt, wir stellen uns nicht gegen die Sanierung der Brücke. Als kleines und zumeist mit Ehrenamtlichen arbeitendes Projekt brauchen wir einen zeitlichen Vorlauf von mindestens einer Gartensaison. Das wurde zugesagt.

Nun kam alles anders. 
Im Oktober wurde das Baufeld festgelegt und mit Pfählen markiert. Plötzlich sollten nicht nur ein Streifen am Schnellweg, sondern auch größere Teile des Gartens zur Baustelle werden. Zudem war nun von einer Bauzeit von 8 – 10 Jahren die Rede. Das hätte das Ende des Vermehrungsgartens bedeutet. Ich habe das Grundstück in den letzten zehn Jahren von einer Brache zu einem ausgezeichneten Garten mit Hilfe von ehrenamtlich engagierten BürgerInnen geschaffen. Ein Umzug und Neubeginn hätte all dies in Frage gestellt, zumal es schon damals zwei Jahre Suche gebraucht hat und die Anzahl der verfügbaren und geeigneten Flächen in der Stadt nicht gewachsen ist.

Die Baubehörde hatte in der Zwischenzeit ein Planfeststellungsverfahren durchgeführt. Der Vermehrungsgarten war nicht informiert worden. Eine vorgeschrieben Einbeziehung hat nicht stattgefunden.

Wir waren sauer, weil wir getäuscht worden waren. In den Verhandlungen haben wir uns auf die vor 5 Jahren gemachten Zusagen und damals zur Verfügung gestellten Pläne bezogen. Eine daraufhin ausgerichtet Planung wurde von uns vorgestellt und unser Angebot konkretisiert. Die Vorstellung nach 8 – 10 Jahren ein durch die Baustelle belastetes Gelänge zurück zu bekommen konnten wir uns nicht vorstellen. Für den Anbau von Gartenfrüchten wäre es nicht mehr nutzbar gewesen. Wir haben deshalb auf die Rückgabe verzichtet.
Ein Garten mit Bauzaunbegrenzung über – 10 Jahre war nicht vorstellbar. Ein Garten ist ein begrenzter, umzäunter, geschützter  Bereich. Dieses soll mit einem festen, neuen Zaun zum Baubeginn geschaffen werden. 
Weiter hatten wir konkret geschrieben, wie der Vermehrungsgarten weiter bestehen könnte:
Es muss geklärt werden, welche Fläche bleibt dem Vermehrungsgarten? Wir bestehen auf den 2019 in Plänen festgestellten Bereich am Schnellweg.
Es muss eine neue Planung des Gartens geben, mit einem Tor und Eingang an der Grenze zum Kleingartenverein. Zuwege über die Baustelle ist nicht sinnvoll. Damit ein ausreichend großer und breiter Weg machbar ist, haben wir vorgeschlagen einen Teil des als Grünstreifen genutzten Landes des Kleingärtnervereins dazuzubekommen. Der Fachbereich Wirtschaft hat übernommen zu klären ob das möglich ist. 
In der veränderten Planung muss Gegenstand sein, wo finden die Fahrradständer, die Tische und Bänke in Eingangsbereich, das Kompost-klo und er zweite Tunnel einen neuen Platz. Für die Klärung und Umsetzung wird Zeit gebraucht und das Personal des Vermehrungsgartens wird das nicht nebenher leisten können.  Ende 2024 waren wir ratlos. Ein Protokoll des letzten Treffens stand genauso aus, wie eine Antwort auf unsere detaillierten Vorschläge.
In einem vom stellvertretenden Bezirksbürgermeister von Ricklingen, Wigbert Mecke, organisierten und geleitetet Gespräch wurde vollends verabredet:
Den gewünschten Vorlauf von einer Gartensaison bekommen wir nicht.
Die Straßenbaubehörde wird ihren Plan umsetzen.  Für die Baustelle müssen wir zum Ende Februar die Fläche räumen, damit Bäume gefällt werden können. 
Wir verlieren einen Teil des Gartens, aber wir gewinnen auch Land. Damit wir besser planen können, sollen wir den Grünstreifen vom Kleingärtnerverein dazu bekommen.
Damit wir zum Beginn der Gartensaison wieder einen zweiten Folientunnel benutzen können, es aber nichtgelingen kann den bestehenden fristgemäß umzusetzen, wird es einen neuen Tunnel geben, für den die Fläche hergerichtet wird. 
Damit Planung, Organisation und Umsetzung bis zum Beginn der Gartensaison gelingen kann, bekommen wir Unterstützung und Hilfe:
Es wird ein Bauleitung geben, die Planung, Organisation und Umsetzung übernimmt, dadurch wird mir der Rücken frei gehalten, weil die normale Arbeit für den Vermehrungsgarten ja weiter gehen soll.
Für diese Aufgabe haben wir den Landschaftsarchitekten Andreas Ackermann gewonnen, der uns auch bisher bei der Planung des Gartens unterstützt hat.
Nun hoffen wir, dass alles wie geplant und verabredet angegangen und zeitnah umgesetzt wird.
Auf dem Foto ist ein Teil des Gartens zu sehen, den wir verlieren. Am Schnellweg befindet sich eine alte Hartholzaue mit alten Bäumen. Hier leben bisher  verschiedene Singvögel, Fledermäuse und Holzameisen. Auf der Grasfläche wächst und blühen u.a. Wiesenschaumkraut, was regelmäßig Aurorafalter und deren Raupen angezogen haben. Das wird nun vernichtet und von der Baustelle überbaut.
Die Straßenbaubehörde will versuchen, so naturschützend wie möglich zu arbeiten. Wir sind gespannt und werden es beobachten.