Es interessiert uns die Bohne!

Verfasst von Kornelia Stock am .
Foto:J. Lindemann, Schwertbohne aus Rumänien

Wer einen Garten hat braucht Bohnen – Wie meine Mutter sagte, so frisch, wie aus den eigenen Garten bekommt man sie nie.
Wenn es Grünbohnen im Laden gibt, sind sie mindestens seit zwei Tagen geerntet und beginnen schon schlapp zu werden. Frisch aus dem Garten braucht man sie nur bis in die Küche zu bringen.
Wer im Handel die Auswahl an Körnerbohnen sieht, stellt schnell fest, es gibt weiße und evt. noch eine rotkernige Sorten. Die Vielfalt ist aber viel größer und es gibt viele Kornfarben und Muster, die schon nicht mehr gehandelt werden. Der Vermehrungsgarten kümmert sich um 43 Bohnensorten, die die große Vielfalt verdeutlichen.

Bohnen sind giftig und müssen gekocht werden. Das gilt für Grünbohnen, wie auch für getrocknete Bohnen. Körnerbohnen sind eiweißreich und haben schon früheren Generationen geholfen gesund über den Winter zu kommen. Wer vegetarisch oder vegan lebt, kann sich mit Körnerbohnen aus dem eigenen Garten mit eiweißreicher Nahrung versorgen.

Eine erste Frage vor der Auswahl ist oft Busch- oder Stangenbohnen?
Buschbohnen werden direkt im Beet ausgesät, brauchen keine Stangen, oft  kann etwas früher geerntet werden.
Für den Anbau werden sie in Horsten, d.h. Gruppen von drei Kernen, ausgesät. Der Abstand zwischen den Horsten sollte min. 20 cm betragen. Der Abstand zur nächsten Reihe muss größer sein, die ausgewachsenen Bohnenpflanzen sollen sich nicht berühren. So wird es erschwert, dass Blattläuse einfach von Pflanze zu Pflanze gelangen. Blattläuse übertragen Viruskrankheiten und sollten immer bekämpft werden. 
Alle Bohnen als Leguminosen können selber Stickstoff aus der Luft aufnehmen und an den Wurzeln in Knöllchen ansiedeln. Das bedeutet Bohnen müssen nicht besonders gedüngt werden, das machen sie selbst. 
Buschbohnen können grün- oder gelbhülsig sein. Es gibt frühe Sorten, wie die Sorte „Berliner“ und die Sorten „In der Rose“, die lange zu beernten sind und auch nach Trockenzeiten noch weiter trägt. Wie bei allen Bohnen gibt es welche mit Fäden und fadenlose. Die Fäden verhindern, dass die reifen Hülsen aufplatzen und die Saat verloren geht. Die fädigen sind im moderen Haushalt nicht so beliebt, zu viel Putzarbeit, zeichnen sich aber durch einen besseren Geschmack aus. 
Unsere Buschbohnen haben oft eine Geschichte. Die Sorte „Schusters Rappen“ ist vom Schuster aus Ahrensee nach dem zweiten Weltkrieg aus seiner alten Heimat im Pommern mitgebracht worden. Die Sorte „In der Rose“ ist über 120 Jahre in einem Hausgarten im nördlichen Ruhrgebiet  angebaut und erhalten worden.

Buschbohnen sind wenig ertragreich – eine Meinung, die man ab und zu hört.
Für einzelne wenige Buschbohnensorten mag dies gelten, besonders für solche, die viele Jahre nicht in der Nutzung waren, daher nicht auf Ertrag ausgelesen wurden und sich erst regional anpassen müssen.

Einbohne, das "Saatgutsparmodell" unter den Buschbohnen
Einbohnen hingegen sind  sicher ertragreiche Varianten unserer Buschbohnen. Sie sind  in der älteren Literatur als Bohnentyp nicht aufgeführt. Wahrscheinlich wurden sie immer als Familien- oder Dorfsorten von Hand zu Hand weiter gegeben. In Gebieten, die es klimatisch schwieriger haben, wie die Eifel, das Eichsfeld, haben Bauern und GärtnerInnen Buschbohnen über viele Jahre so selektiert, dass diese buschigen, ertragreichen Sorten entstanden sind und es immer auch noch genügend Körner für die Küche gab und wenig Saatgut für den weiteren Anbau nötig war.

Einbohnen werden einzeln im Abstand von ca. 20 - 25 cm in der Reihe und nicht wie die üblichen Buschbohnen in “Horsten” gelegt. Manchmal werden sie deshalb auch als Einlochbohnen bezeichnet. Bei der Kultur dieses Bohnentyps  entwickeln sich recht weit ausladende bis zu 60 cm hoch wachsende Pflanzen. Um einen guten Ertrag zu bekommen, ist es wichtig die Pflanzen an zu häufeln.  Auch empfiehlt es sich sie mit Reisern  zu stützen. 
Der Vermehrungsgarten verfügt über 4 grünhülsige und eine gelbhülsige Einbohnen, also eine Auswahl. Weil sie früher nie gehandelt wurden, haben sie zum Teil keinen Namen mehr, sondern nur noch eine Nummer, wir 12825 oder 58434, die sie in Genbanken bekommen haben. Über Qualität verfügen sie in jedem Fall.

Stangenbohnen müssen an runden Stangen hoch wachsen können, an Leisten schaffen sie das nicht.
Wie alle Bohnen brauchen sie Temperaturen von mehr als 9 Grad Celsius, tag und nachts, damit sie schnell keimen. Liegen die Samen länger in kalter und nasser Erde, sind sie Opfer von Wurzelfliegenmaden. Es ist deshalb wichtig, im Notfall etwas mit der Aussaat zu warten, wenn das Wetter nicht entsprechend warm ist.
Alle Bohnen wollen die „Glocken“ hören, d.h. die Samen sollen nicht zu tief gelegt werden. Wenn sie dann gekeimt sind und wachsen können sie an gehäufelt werden. Das erhöht die Standfestigkeit und fördert den Ertrag.
Wer Bohnen verlässlich anbauen und Sorten erhalten möchte, sollte sich mit den Hinweisen und Tipps zu Anbau und Dokumentation von Bohnen vertraut machen. Die entsprechenden Beobachtungshilfen sind als PDF eingestellt und können heruntergeladen werden.

Der Vermehrungsgarten kümmert sich um 29 verschiedene Stangenbohnen. Mache Namen erweisen sich nicht als verkaufsförderlich. Frühe Züchter haben ihre Sorten oft militärisch, wie Schwertbohne, oder nach Königen und Feldherren benannt. Davor sollte man bei der Auswahl nicht zurückschrecken.
Napoleon ist als Kriegsheld abgespeichert, die Sorte kam zur Zeit Napoleons also ca. 1800 ins Rheinland. Eine ertragreiche Sorte mit langen, grünen, runden, lange zart bleibenden 
Hülsen. Seit kurzen kümmert sich auch eine Gruppe aus Köln um ihren Erhalt. 
Die Sorte Kaiser Friedrich ist eine Butterbohne, also ist lange zart, deren Hülsen sich mit zunehmender Reife rot färben, wie der Bart des namensgebenden Königs. Sind die Samen reif, sind die dann blauen kugeligen Kerne eine schöne Überraschung.

Namen waren früher oft militärisch, Schwertbohnen verfügen über breite Hülsen, was ja eigentlich gut ist. Wer über eine Herkunft aus Rumänien hat, wird von ehemaligen Menschen von dort, als ihre alte Bohne geliebt und angefragt. In 2025 werden wir eine Buschbohne neu anbauen, die Schlachtschwert heißt, also noch militärischer im Namen, verfügt aber über besonders große und breite Hülsen. Ein Versuch ist es wert. Und Namensänderung keine Lösung, weil dann keiner sich mehr auskennt, wie das Beispiel von Peter Bichsel „Ein Tisch ist ein Tisch“ deutlich macht.

Wie bei den Einbohnen haben mache Stangenbohnen ihren ursprünglichen Namen verloren oder nie einen besessen. Landsorte 29290 ist so ein Beispiel. Die Sorte ist grünhülsig und frühreif, was ja auch eine Qualität ist.
Genau gibt es mehrere Sorten, die erst spät reifen. Wie mein türkischstämmiger Gartennachbar sagte, man braucht unterschiedliche Reifezeiten, damit es im Jahr immer wieder Bohnensuppe und -gerichte geben kann. 
Die Sorte „Die Schwarze“ ist eine spätreifende Sorte mit breiten, gelben, zarten Hülsen und schwarzen Kernen, die namensgebend sind.
Ähnlich ist „Viobla“ eine späte Sorte mit gelben, breiten, zarten Hülsen, der Name kommt von den Kernen, die violett-weiß gemustert sind. Auch die russische Sorte „Goldnektar“ gehört in diese Gruppe.
Einige Sorten haben wir von Familien übernommen, wir „Tönnes Riese“ und Grünes Schwert aus Quedlinburg“ oder von einer Bohnensammlerin erhalten haben, wie z.B. die Madeirasorten, die von Markt im Madeira mitgebracht wurde und nun unsere Bohnenvielfalt bereichert.
Bohnen verkreuzen sich in der Regel nicht. Die Befruchtung ist schon abgeschlossen, wenn sich die Blüte öffnen, d.h. es können verschiedene Sorten nebeneinander angebaut werden und unseren Speiseplan bereichern. Unterstützend sollten viele Blühpflanzen im Garten wachsen, damit die Hummeln nicht hungrig die Bohnenblüten aufbeißen müssen und fremden Pollen einbringen.
Holen sie sich die Vielfalt der Bohnen in ihren Garten, etwas Platz ist immer frei.

Kornelia Stock, Vermehrungsgarten Hannover e.V.
März 2025